Wie fühlst Du Dich, wenn Du an Dich selbst denkst? Bist Du grundsätzlich zufrieden mit Dir, mit deiner Persönlichkeit, mit deinen Leistungen, mit deinem Aussehen? Kurzum: Bist Du zufrieden mit Dir selbst?
Wahrscheinlich und hoffentlich wirst Du diese Fragen mit JA beantworten. Denn jeder Mensch – zumindest die meisten – haben das Bedürfnis sich in einem positiven Licht zu sehen oder zumindest sich anderen gegenüber positiv darzustellen. Dieses Bedürfnis rührt daher, dass jeder Mensch nach einem positiven Selbstwert strebt. Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und dem Schutz des Selbstwertes wird als ein zu tiefst menschliches Grundbedürfnis angesehen. Eine unserer wichtigsten Motivationsquellen.
Die Reflexion über kritische Lebenserfahrungen scheint für den Reifeprozess von besonderer Bedeutung zu sein. Erfordert jedoch auch Mut.
Welche Verhaltensweisen haben zu dieser kritischen, schwierigen Situation geführt?
Hätte ich mich anders verhalten können und sollen?
Was hat mich dazu gebracht, mich so zu verhalten?
Welche inneren Zwänge und Widerstände habe ich erlebt?
Habe ich andere Menschen durch mein Verhalten verletzt oder unrecht getan?
Was kann ich aus daraus für die Zukunft lernen?
Dieser Prozess ermöglicht mir vielleicht mein eigenes Leben zu leben und nicht das Leben, das andere von mir erwarten. Doch das heißt auch, dass ich die Verantwortung für meine Tun und Lassen selbst trage.
Für die Konsequenzen meines Handelns verantwortlich zu sein, gibt mir Freiheit. Ich habe es selbst in der Hand. Um frei zu sein, muss ich mich selbst kennen lernen wollen.
Bei der Selbstreflexion geht es darum, sich des eigenen Innenlebens bewusst zu werden und die Spannungen und Emotionen verstehen zu lernen.
Wenn ich etwas verstanden habe, dann kann es mich nicht mehr so sehr bedrängen. Es überrascht mich nicht mehr und ist entsprechend weniger bedrohlich. Sich Fragen zu stellen, über kritische Lebenserfahrungen ist für den Reifeprozess von besonderer Bedeutung.
Ein reflektierender Blick auf das eigene Selbst ist essenziell, um persönlich zu wachsen und reifer werden zu können.
Was werde ich so alles über mich erfahren, vielleicht auch etwas, das ich noch nicht wusste.
Wir wollen die Welt verstehen und somit uns selbst. Aber kann man diese Welt, so wie sich aktuell zeigt, überhaupt verstehen? Nur mit dem Verstand wohl kaum. Diese kausalen „wenn-dann“-Erklärungsmuster führen uns nur im Kreis und machen uns schwindelig. Machen doch nur unruhig, aggressiv oder depressiv.
Wir suchen Antworten auf die Frage nach dem „Warum?“ und somit auf die Frage nach dem Sinn unseres Lebens. Ist nicht das ganze menschlichen Streben darauf ausgerichtet, einen Lebenssinn zu finden?
Unabhängig davon, ob wir für uns die Sinnfrage auch beantworten können. Schon allein die Frage nach dem Sinn ist menschlich sinnvoll.
Meine Wahrnehmung wird von meiner Lebenshaltung bestimmt, aus der heraus ich Ereignisse auf eine ganz bestimmte Weise deute und nach diesen Deutungen mein Verhalten ausrichte.
Damit wird auch angedeutet, dass Lebenserfahrungen nicht zufällig entstehen und nicht verallgemeinerbar sind. Sondern im Gegenteil – sie sind etwas sehr Individuelles, das mit konkreten Haltungen zusammenhängt, die wiederum bestimmte Wahrnehmungen zulassen und andere ausschließen.
Der entscheidende Punkt der Erfahrungsgestaltung liegt am Anfang des Wahrnehmungsprozesses, bei der Deutung von Ereignissen. Und hier hilft uns Achtsamkeit und „Reines Beobachten“ weiter.
Die Aufgabe einer Deutung besteht darin, Sinn in einer Wahrnehmung zu finden. Der Sinn eines Ereignisses entsteht erst, indem die erlebte Situation in einen bestimmten Zusammenhang, einem Kontext, gestellt wird.
Anscheinend versuchen wir ständig alle Wahrnehmungen in Deutungszusammenhänge einzuordnen, um Sinn zu finden. Der Mensch ist auch ein Sinn-Sucher. Auch wenn manchmal Unsinn dabei herauskommt Ohne Sinn fehlt jede Verhaltensmöglichkeit.
So kann ich feststellen, dass meine Lebenshaltung nie die Wahrheit über mein Leben ausdrückt, aber sie ist immer wirksam. Meine Haltung zum Leben lässt viele Erfahrungen so werden, wie es der Lebenshaltung eben entspricht. Ich selbst bringe so das Kunststück fertig, in der Vergangenheit entstandene Lebenserfahrungen zu wiederholen, zu kopieren und so zu bestätigen. Auch Erfahrungen, die mir nicht gut tun.
Literatur:
Heinz von Förster, Bernhard Pörksen: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners; Carl-Auer-Systeme Verlag
John O. Stevens: Die Kunst der Wahrnehmung; Übungen der Gestalttherapie; Gütersloher Verlagshaus
Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit; Buddhistische Handbibliothek; Verlag Beyerlein & Steinschulte
Sogyal Rinpoche: Das tibetische Buch vom Leben und Sterben; Fischer-Verlag
Paul Watzlawick: Wie wirklich ist die Wirklichkeit; Serie Piper
Sind wir nicht alle andauernd dabei Problem zu lösen?
Befinden wir uns nicht ständig in Situationen, in denen wir entscheiden müssen, was wir tun und wie wir uns verhalten. Immer wenn uns Alternativen offenstehen, können und müssen wir entscheiden. Welche der Alternativen wählen wir? Ob wir wollen oder nicht, ständig sind wir vor die Wahl gestellt, Entscheidungen zu treffen. Solche Situationen, in denen wir zwischen verschiedenen Verhaltensmöglichkeiten entscheiden müssen, könnten wir als Problemsituation bezeichnen.
Im ersten Impuls sucht jeder nach einer Lösung für sein Problem. Eine Lösung muss her. Die Lösung soll das Problem verschwinden lassen und den damit verbundenen Schmerz, die damit verbundenen Schwierigkeiten auflösen. Doch wir wissen ja allzu gut, dass jede Lösung das nächste Problem schon in sich trägt.
Doch manchmal denke ich, ich sollte aufhören nach Lösungen zu suchen und das annehmen, was gerade geschieht. Probleme nicht loswerden wollen, sondern mich darauf einlassen und damit umgehen. Die Bereitschaft haben, mich meinen Problemen zuzuwenden. Und vielleicht kann ich die darin enthaltene Aufforderung zur persönlichen Veränderung entdecken.
Besteht der Sinn eines Problems vielleicht auch darin, aus der Enge meiner nicht mehr passenden Lebenshaltung auszubrechen? Doch das ist alles leichter gesagt als getan. Solche Veränderungen bereiten auch Angst.
Wo ist aber die Grenze? Wir leben in Grenzen und diese Grenzen machen unser Leben eng. Die Enge in den Grenzen ist auch der Anfang der Angst. Enge und Angst hängen zusammen. Die Angst kommt aus der Enge.
Eric Berne hat in seinem Buch „Spiele der Erwachsenen“, Spiele definiert, als:
Eine fortlaufende Reihe einfacher verdeckter Transaktionen, die zu einem gut erkenntlichen, vorhersehbaren Ausgang führen. Dieser vorhersehbare Ausgang oder „Nutzeneffekt“ besteht aus einem schlechten Gefühl bei einem oder allen am Spiel beteiligten.
Berne hat hierfür eine Spielformel entwickelt:
Spieleinladung des ersten Spielers als attraktive Falle + das Spielinteresse und der „Wunde-Punkt“ des zweiten Spielers = eine Reihe von scheinbar harmlosen Transaktionen —> Wechsel des Ich-Zustandes —> Moment der Irritation —> Auszahlung als Nutzeneffekt
Bei der Analyse von psychologischen Spielen lassen sich drei verschiedene Rollen beschreiben. Die Dynamik, die im Zusammenspiel dieser Rollen entsteht, wird in der TA als Drama-Dreieck bezeichnet.
Verfolger
Retter
Opfer
Literatur:
Berne, Eric: Was sagen Sie, nachdem Sie `Guten Tag´ gesagt haben?, Fischer-Taschenbuch Verlag, 1995
Berne, Eric: Spiele der Erwachsenen, rororo, 1970
Gührs, Manfred/Nowak Claus: Ein Leitfaden für Beratung, Unterricht und Mitarbeiterführung mit Konzepten der Transaktionsanalyse, Limmer Verlag, 1995
Harris, Thomas A.: Ich bin o.k. – Du bist o.k., Reinbek bei Hamburg, rororo, 1997
Stewart, Ian, Joines, Vann: Die Transaktionsanalyse – Eine Einführung in die TA, Herder, 1990
Wann immer Menschen zusammenkommen, können wir beobachten, dass sie sich unterschiedlich verhalten, wobei sogar ein- und derselbe Mensch beispielsweise während eines Gesprächs seinen Verhaltensstil – manchmal auch überraschend schnell – ändern kann.
Einmal gibt er sich kreativ und ideenreich oder zurückhaltend und angepasst oder trotzig und rebellisch dann wieder kritisierend und herablassend oder fürsorglich und unterstützend, dann wieder sachlich, rational und problem-lösungsorientiert.
Diese Verhaltensweisen ordnet die Transaktionsanalyse (TA) verschiedenen Persönlichkeitsbereichen, den sogenannten Ich-Zuständen, zu.
Ein Ich-Zustand ist die Gesamtheit von zusammenhängenden Verhaltensweisen, Denkmustern und Gefühlen. Es ist die Art und Weise, in der wir einen Teil unserer Persönlichkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt äußern.
In der betrieblichen Praxis gibt einige Bedenken und Vorbehalte gegen das formale Beurteilungsgespräch. Die Frage lautet „warum?“
Täglich beurteilen wir unsere Mitmenschen und sei es nur scheibchenweise. Hier ein Scheibchen Kritik oder Ungeduld, dort ein Scheibchen Lob und Anerkennung.
Wenn etwas Alltäglich ist: Warum gibt es dann immer wieder Widerstände gegen ein offenes Beurteilungsgespräch als Führungshilfe?
Haben wir vielleicht ungute Erinnerungen an Kritik und Bestrafungen aus unserer Kindheit, an strenge und uneinsichtige Lehrer oder Chefs?
Fühlen wir uns unsicher mit unseren Argumenten und Begründungen? Fürchten wir um unsere Autorität, wenn der Mitarbeiter zur berechtigten Gegen-Kritik ansetzt?
Oder fehlt nur die Übung – hier lässt sich allerdings Abhilfe schaffen – durch Üben.
Es gibt sicher einige Gründe, Beurteilungsgespräche für eine schwierige Führungsaufgabe zu halten, aber keinen Grund, sie zu unterlassen.
Wer kennt sie nicht, die Beurteilungsgespräche mit dem Vorgesetzten, die meist einen schalen Beigeschmack hinterlassen und die Unzufriedenheit und Frustration nur noch mehr verstärken. Wer kennt sie nicht, diese substanzlosen, diffusen Einschätzungen der Arbeitsleistung beim jährlichen Mitarbeitergespräch. Wer kennt sie nicht diese einmal im Jahr stattfindenden Diskussionen über die Kreuzchen auf den nichtssagenden Bewertungsskalen.
Die Beurteilung der Mitarbeiterleistung ist eine der primären Aufgabe von Führungskräften. Bei der Beurteilung erhält der Mitarbeiter Rückmeldung zu seiner Leistung und zu seinem Verhalten bei der Leistungserbringung, sowie Anregungen zu Veränderungen und zu seiner Weiterentwicklung. Die Beurteilung ist häufig auch Bemessungsgrundlage für leistungsabhängige Entlohnungsbestandteile.
Ein Nachteil dieser Form der Fremdbeurteilung liegt darin, dass Urteile über eine andere Person meist mehr über den Beurteiler oder die Beziehung des Beurteilers zur beurteilten Person aussagen.
Also wer überprüft den Beurteiler bei seiner Mitarbeiterbeurteilung?
Bei Beurteilungen spielen Wahrnehmungsverzerrer und Störfaktoren eine wichtige Rolle und sind vom Beurteiler immer wieder zu beachten. Hier eine kleine Auswahl:
Vorurteile und der ersten Eindrucks
Das Andorra Phänomen – man wird so, wie man beurteilt wird
Der Pygmalioneffek – Sich-selbsterfüllende Prophezeihung
Projektionen – Suche nach einem Sündenbock
Das eigene Menschenbild
Halo-Effekt – Wenige Eindrücke überstrahlen die Beurteilung