In der biblischen Seelenkunde wird erläutert, dass Hiob eine Traumgestalt ist und einen bestimmten Menschentypus beschreibt. Und dieser Typus lebt in jedem von uns. Man meint den Feind, den Störenfried, den der Mensch in sich selber hat. Es ist die Auseinandersetzung von Gut und Böse in uns. Ein Kampf, der immer wieder in uns stattfindet.
Denn wir haben nicht nur das Konstruktive sondern auch das Destruktive in uns. Manchmal unterdrücken wir es, manchmal bricht es aus uns heraus. Und dort wo es zum Vorschein kommt, dort mag ich mich selber nicht, ist es mir immer wieder ein Ärgernis. Und doch ist es da, auch wenn ich es wegdrücke, nicht wahrhaben will.
Es ist der Widerspruch, den wir in uns spüren. Die Wahrheit, die ich mir so mühsam zusammenkonstruiert habe, wirft eigentlich viele Widersprüche auf. Es ist immer ein Gegensatz da, und ich kann mich mit meinem Leben nicht zufriedengeben, wenn ich mich nicht mit dem Störenfried, der es immer hinterfragt, aufwühlt, bedroht, auseinandersetze. Denn: „Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“.
Wenn man so auf sein Leben schaut, verändert sich doch vieles – wenn nicht alles. Der Körper, die Erwartungen an das Leben, Lebensziele, Pläne, Meinungen, Ideen, Vorstellungen, Hoffnungen, die Art und Weise des Denkens und Fühlens. Beziehungen verändern sich oder lösen sich auf, Freundschaften entstehen, entwickeln sich und enden.
Unvorhersehbare Schicksalsschläge greifen in das Leben ein, bedrohen es. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Immer wieder Probleme und Störungen – ob ich das will oder nicht – ich werde nicht gefragt. Es passiert einfach.
Wenn wir in Schwierigkeiten sind – und irgendwie sind wir immer in irgendwelchen Schwierigkeiten – meldet sich bei uns als erstes ein Bedürfnis, den Sinn dessen, was uns geschieht, zu erfahren. Die erste Frage ist „Warum ich?“, doch darauf findet man selten eine befriedigende Antwort – wie denn auch – was ist denn daran schon sinnvoll – und dann taucht irgendwann die Frage auf „Wie damit umgehen?“
Dass ich den Feind, den Störenfried in mir selber habe, das vergesse ich gerne, verdrängen es. Und man weiß heute, dass sich das, was man verdrängt, umso nachdrücklicher in einem zu Wort meldet.
In dieser kleinen Episodenreihe stelle ich einige Grundkonzepte der Transaktionsanalyse vor, die vielleicht neugierig auf mehr machen können. Die Transaktionsanalyse, ist ein vom amerikanischen Psychoanalytiker Eric Berne im 20. Jahrhundert entwickeltes psychotherapeutisches Verfahren, das uns eine bessere Einsicht in die unterschiedlichen Beziehungen zu anderen und zu uns selbst gibt.
Als ein Erklärung-Modell für zwischenmenschliche Kommunikation bietet die Transaktionsanalyse die sogenannten Transaktionen an. Transaktionen sind der Namensgeber der TA. Sie befassen sich mit dem, was in der Kommunikation zwischen zwei Menschen abläuft.
Eric Berne definiert eine Transaktion als „kleinste, vollständige Grundeinheit der Kommunikation“. Sie besteht aus einem Stimulus (einer Bemerkung, einer Frage, einer Gestik) und einer darauf folgenden Reaktion (Antwort). Transaktionen werden sowohl verbal als auch nonverbal (Körpersprache) geäußert.
Berne hat drei Kommunikationsmuster beschrieben, denen unsere Kommunikation folgt
Parallel-Transaktionen
Kreuz-Transaktionen
Verdeckten Transaktionen
Literatur:
Berne, Eric: Was sagen Sie, nachdem Sie `Guten Tag´ gesagt haben?, Fischer-Taschenbuch Verlag, 1995
Berne, Eric: Spiele der Erwachsenen, rororo, 1970
Gührs, Manfred/Nowak Claus: Ein Leitfaden für Beratung, Unterricht und Mitarbeiterführung mit Konzepten der Transaktionsanalyse, Limmer Verlag, 1995
Harris, Thomas A.: Ich bin o.k. – Du bist o.k., Reinbek bei Hamburg, rororo, 1997
Stewart, Ian, Joines, Vann: Die Transaktionsanalyse – Eine Einführung in die TA, Herder, 1990
Wann immer Menschen zusammenkommen, können wir beobachten, dass sie sich unterschiedlich verhalten, wobei sogar ein- und derselbe Mensch beispielsweise während eines Gesprächs seinen Verhaltensstil – manchmal auch überraschend schnell – ändern kann.
Einmal gibt er sich kreativ und ideenreich oder zurückhaltend und angepasst oder trotzig und rebellisch dann wieder kritisierend und herablassend oder fürsorglich und unterstützend, dann wieder sachlich, rational und problem-lösungsorientiert.
Diese Verhaltensweisen ordnet die Transaktionsanalyse (TA) verschiedenen Persönlichkeitsbereichen, den sogenannten Ich-Zuständen, zu.
Ein Ich-Zustand ist die Gesamtheit von zusammenhängenden Verhaltensweisen, Denkmustern und Gefühlen. Es ist die Art und Weise, in der wir einen Teil unserer Persönlichkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt äußern.
Wir zerlegen die Zeit in Einheiten und messen sie mit unseren Uhren und Kalendern. Das Leben, die Prozesse des Werdens und Vergehens werden so in objektiv gleiche, kleine, quantitative Einheiten von Tagen, Stunden, Minuten und Sekunden zerlegt. Alles ist auf das Genaueste vermessen.
In den alten Überlieferungen wird vom „Rad der Zeit“ erzählt.
Wenn ich Dich jetzt bitten würde, einmal aufzuschreiben, welche Emotionen Du in letzter Zeit gespürt hast. Dann würden vermutlich auf deinem Zettel Begriffe wie Freude, Ärger, Wut, Zorn, Trauer, Angst … stehen. Wenn Du nun einmal nachforschen würdest, welche Ereignisse oder Situationen die Auslöser oder Gründe für die negativen Emotionen waren, dann findest Du vermutlich mit hoher Wahrscheinlichkeit heraus, dass es sich hier um Enttäuschungen handelt. Enttäuschung über andere, Enttäuschung über dich selbst.
Im menschlichen Leben sind Enttäuschungen und Frustrationen unausweichlich. Frustrationen gelten heute als ein wichtiger Anreiz für unsere Entwicklung. Kleine Frustrations-Reize wecken die Lebenstätigkeit, zu große beeinträchtigen oder zerstören sie. Das haben wir sicher alle schon einmal erlebt.
Wer bereits viel Frustrationstoleranz entwickeln konnte, wird in seiner Ausdauer und Willenskraft durch Erfolge gestärkt. Wer hingegen schnell aufgibt und sich vermeindlich befriedigenderen Situationen zuwendet, hat auf Dauer weniger Erfolgserlebnisse und ist daher mehr und mehr auf schnelle Belohnungen angewiesen.
Frustrationstoleranz gilt deshalb als wesentliches Zeichen der Reife und Anpassungsfähigkeit eines Menschen.
Eine hohe Frustrationstoleranz stärkt somit unsere Resilienz.
Hier geht’s zu den Achtsamkeit-Podcasts von Dr. Theresia Tauber
Jede Lebensphase hat so Ihre eigene Überschrift. In der Phase der Lebensmitte – ich bin 50 plus und damit schon über die Mitte hinaus – wird häufig Bilanz für den bisherigen Lebensverlauf gezogen. Erfolge, aber auch Fehlentscheidungen und Enttäuschungen werden deutlich. Häufig lohnt sich ein wertschätzender Blick zurück, bevor man sich der Gegenwart und der Zukunft widmet. Insbesondere da die kommende Zeit sich etwas gestaucht anfühlt.
Wenn wir älter werden, spüren wir immer stärker, dass wir sterblich sind und fangen an über unser Leben nachzudenken. Ist es ein glückliches Leben? War es erfolgreich? Hat es sich gelohnt? Was auch immer ich mit „lohnen“ und „Erfolg“ meine.
Vielleicht denke ich mit einem gewissen Lustgefühl daran, welchen Besitz ich angesammelt habe oder betrachte hohes Alter und Lebensqualität als Beleg für ein erfolgreiches Leben. Und natürlich will ich auch auf keinen Genuss und keine Bequemlichkeit verzichten, die ich mir nun einmal so hart erarbeitet habe.
Doch was ist der Sinn des Lebens? Wozu bin ich hier?
Resilienz wird verstanden als psychische Widerstandskraft, um beispielsweise mit den Belastungen und Turbulenzen des Lebens umgehen zu können und sich so eine seelische Gesundheit zu bewahren – also Widerstandskraft, Anpassungsfähigkeit, Regenerationsfähigkeit.
Resilienz ist ein dynamischer und lebenslanger Lern-Prozess, der sich im Laufe meines Lebens im Wechselspiel zwischen mir und meiner Umwelt entwickelt.
Wie stark sind deine Resilienz-Ressourcen entwickelt?
Wie gut findest Du bei Schwierigkeiten wieder das Gleichgewicht und einen Lösungsfokus?
Wie schätzt Du deine persönliche Widerstandsfähigkeit bei Krisen, Rückschlägen, Niederlagen und seelischen Verletzungen ein?
Hier geht es zu den Episoden von Dr. Theresia Tauber:
Der israelisch-amerikanische Medizinsoziologe und Stressforscher Aaron Antonovsky (1923-1994) ist der Begründer der Salutogenese. Der Begriff Salutogenese setzt sich zusammen aus salus = Gesundheit und genese = Entstehung.
Antonovsky versuchte herauszufinden, warum Menschen trotz vieler potentieller Belastungen gesund bleiben. Sein Blick ergänzt den Krankheits-Fokus unserer klassischen Medizin „Wie entsteht Krankheit?“ um die präventiv nützliche Frage: „Wie und wodurch entsteht Gesundheit?„
Die Salutogenese basiert auf drei Komponenten, die man auch als Fähigkeiten beschreiben kann.
Verstehbarkeit: Die Fähigkeit zu verstehen, was sich momentan in meinem Leben alles tut. Erlebe ich die Herausforderungen meiner Umwelt als verständlich, überschaubar und vorhersagbar? Wie beschreibe, erkläre, verstehe ich meine derzeitige Situation (z.B. aktuelle Krankheit, schwierige Lebenssituationen) und ihre Zusammenhänge?
Handlungsfähigkeit: Habe ich eigentlich die Ressourcen, um mit dieser Herausforderung umzugehen? Erlebe ich, dass den Anforderungen und Stressoren passende Ressourcen zur Bewältigung gegenüberstehen? Welche Gestaltungsmöglichkeiten habe ich?
Sinnhaftigkeit: Die Fähigkeit, die Bedeutsamkeit zu fühlen: Ergibt das für mich alles einen Sinn? Erlebe ich die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen als lohnenswert und sinnvoll? Gibt es tragfähige, sinnstiftende Zusammenhänge? Welchen Sinn machen meine Aufgaben / macht mein Leben in Bezug auf wen und was und in Bezug auf meine eigenen Lebensentwürfe?
Der Körper-Geist-Dualismus führt manchmal zu Problemen, denn wir sind ja eine Einheit und können davon ausgehen, dass unsere Psyche und unser Körper zusammenwirken und miteinander kooperieren. Und nur aus diesem Zusammenwirken kann Gesundheit und Wohlbefinden entstehen.
Genau genommen kann kein einziger Gedanke ohne körperliche Reaktion gefasst werden. Sobald wir denken, sind bestimmte Bereiche unserer Hirnzellen aktiv. Elektrische Impulse rasen an den Nerven entlang, chemische Reaktionen finden statt: So werden Hormone und Botenstoffe, die so genannte Neurotransmitter, ausgestoßen und zwar genau in den Mengen, die für mich in diesem Moment angemessen sind. Ohne, dass ich dabei bewusst darüber nachdenke – zum Glück. Denn das würde mich – also den analytischen Denker – heillos überfordern.
Aber – woher weiß der Körper eigentlich, welche und wie viel er von den einzelnen Substanzen braucht? Warum ist genau diese Zusammensetzung jetzt für meinen körperlichen und seelischen Zustand erforderlich und nützlich?